„Bund, Land und Kommunen müssen massiv in den Wohnungsbau investieren“

Essen. „So machen wir wohnen wieder bezahlbar“ – unter diesem Motto lud die Essener Landtagsabgeordnete Britta Altenkamp (SPD) am Dienstag (19.03.) zur Diskussion ins Frohnhausener „Lighthouse“. Über 60 Gäste kamen und zeigten damit erneut das große Interesse der Stadtgesellschaft am Thema Wohnen, das heute „eins der wichtigsten sozialpolitischen Themen unserer Zeit“ (Altenkamp) ist.

Auf dem hochkarätig besetzten Podium, moderiert vom Essener SPD-Vorstandsmitglied Philipp Rosenau, diskutierten Volkan Baran, wohn- und baupolitischen Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag, die Leiterin der Bauleitplanung Essen Süd/Ost/West, Eva Fendel, Silke Gottschalk, Geschäftsführerin des Mieterbund NRW, Timo Heyn, Diplom-Geograph am empirica-Institut in Bonn, der Geschäftsführer der AWO Essen OB-Kandidat der SPD, Oliver Kern sowie Alexander Rychter, Verbandsdirektor des Verbands der Wohnungswirtschaft RW.

Die Ausgangslage: In Essen zeigt sich gerade beim öffentlich geförderten Wohnraum wo es hakt, denn lediglich 6% des Wohnungsbestandes fallen in diese Kategorie. Was muss also auf politischer Ebene geschehen, damit sowohl Wohnraumknappheit, als auch der Mangel an bezahlbaren Wohnungen ein Ende nimmt? Zudem stand die Frage im Raum wie die städtische Verwaltung, die Wohnungswirtschaft aber auch die BürgerInnen ihren Teil zur Lösung des Problems beitragen und die Politik in ihrem Handeln unterstützen können

Einig waren sich alle DiskutantInnen darin, dass die Lage auf dem Wohnungsmarkt mehr als angespannt ist. Eine Entwicklung, die nach Leerstands- und Schrumpfungsdebatten Anfang der 00er-Jahre rasant und für viele überraschend kam. „Wo sind eigentlich die Experten von damals, die uns gerade im Ruhrgebiet weiteres Schrumpfen vorausgesagt haben?“, fragte Volkan Baran entsprechend in die Runde. Tatsächlich wüchsen die Städte und der Trend werde anhalten. Die Konsequenzen spüre man deutlich in der Arbeit der Verwaltung, betonte Eva Fendel: „Die Frage nach geeigneten Flächen für den Bau neuer Wohnungen stellt sich deutlich intensiver. Der Arbeitsaufwand für unsere Abteilung ist klar gestiegen.“ Für diesen Aufwand müsse die Verwaltung personell besser ausgestattet werden, unterstich Oliver Kern: „Stellenabbau ist angesichts dieser Lage sicher nicht der richtige Weg“, verdeutlichte er mit einem Gruß an das Viererbündnis und betonte, dass es für diese Problemlage schnelle und konkrete Lösungen geben müsse. Silke Gottschalk beklagte das fehlende Problembewusstsein bei der Landesregierung, die „statt flächendeckender Investitionen lieber die Rechte von über 10 Millionen Mieterinnen und Mietern in NRW beschneiden“ wolle. Alexander Rychter vom VDW Rheinland-Westfalen ergänzte, dass Investoren oft durch zu hohe Kosten und Auflagen abgeschreckt würden. Wissenschaftler Heyn betonte, dass Essen nicht allein mit den Problemen stünde, sondern Teil eines landes- und bundesweiten Trends sei: „In NRW fehlen rund 80.000 Wohnungen – Tendenz steigend.“

Ein Trend, dem die Landes-SPD mit einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft entgegen wirken will, wie Volkan Baran erneut unterstrich. Oliver Kern ergänzte: „Bund und Land müssen massiv investieren. Das ist für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft unabdingbar.“ Dafür gab es viel Applaus aus dem Publikum. Aber auch die Art, wie Bauen und Stadtentwicklung gedacht würde, müsse sich radikal ändern. „Investoren würde es helfen, wenn nicht nur das höchste Gebot, sondern auch das vielseitige, maßgeschneiderte Konzept den Zuschlag erhalten würde“, ergänzte Rychter und schlug Modelle für gemischte Quartiere mit kleineren und größeren Wohneinheiten, sowie Miet- und Eigentum vor.

Der Ruf nach Investitionen, mehr Mittel für die öffentliche Hand und die Steigerung des öffentlich geförderten Wohnungsbaus (derzeit nur 6% des Bestands in Essen) dominierten im Anschluss die Zuschauerfragen. So blieb die Diskussion bis weit über das eigentlich angesetzte Veranstaltungsende spannend und vielseitig, was Britta Altenkamp zu ihrem Fazit führte:

„Das Thema Wohnen brennt uns allen auf den Nägeln und verlangt nach politischen Lösungen. Wir dürfen dabei nicht den Fehler machen und auf die Konzepte der Vergangenheit setzen. Der heutige Abend hat klar gemacht, dass wir in vielen Bereichen kleinteiligere und vielseitige Lösungen brauchen – ohne das Gesamtbild aus den Augen zu verlieren. Und das lautet: Mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.“

Die SPD in Essen wird am Thema dranbleiben und bereits am 6. April eine weitere Veranstaltung mit dem Titel „Wohnen in Essen – aber wie?“ durchführen.