Etwa 25 Jahre älter machte die Landtagsabgeordnete Britta Altenkamp der Alterssimulationsanzug GERT. Mit den möglichen Einschränkungen einer also 77jährigen erlebte sie den Alltag. Eingeschränkt in der Bewegungsfähigkeit, bei Sehvermögen und Tastsinn fuhr sie Straßenbahn, lief über Treppen und Rampen, erprobte Fahrscheinautomat und Geldautomat.

Altenkamp: „Das war meine persönliche Entdeckung der Langsamkeit. Es ist schon bitter festzustellen, dass man einfach nichts mehr mal schnell und nebenbei erledigen kann. Alles kostet Kraft und Konzentration. Die einfachsten und banalsten Dinge, wie zum Beispiel das Aufstehen von einer Bank, ist mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit der Kniegelenke und schweren Armen und Beinen wirklich eine Herausforderung.“ Auch das Treppensteigen und das Herabgehen fielen der Landtagsabgeordneten sichtlich schwerer. Aber Rampen sind für manche ältere Menschen nicht wirklich eine Alternative denn, wenn sie nicht völlig Stand- und Trittsicher sind, können abschüssige Rampen nur sehr vorsichtig und langsam bewältigt werden.

„Touchscreens, zum Beispiel an Fahrscheinautomaten, sind für viele Fahrgäste kein Problem. Wenn aber der Tastsinn und die Sehfähigkeit altersbedingt leicht eingeschränkt sind, stellen sie eine echte Hürde dar. Zumal die Menüführung an den Fahrscheinautomaten der EVAG und des VRR alles andere als benutzerfreundlich ist. Da haben schon manche jüngere Menschen ihre Probleme, da durchzusteigen. Schnell ist dann schon mal die Bahn abgefahren, bevor man einen Fahrschein hat“, erfährt Altenkamp bei ihrem Test.

Die Sparkasse Essen sieht sich gezwungen, ihr Filialnetz auszudünnen, so soll zum Beispiel die Filiale auf der Margarethenhöhe geschlossen werden. Zukünftig sollen die Bewohner der Margarethenhöhe über Automaten ihre Geldgeschäfte erledigen. Deshalb hat sich die Landtagsabgeordnete Britta Altenkamp mit Alterssimulationsanzug am Geldautomaten Geld besorgt: „Menüführung und Knöpfe sind für ältere Menschen zwar in Ordnung, auch wenn alles sehr schnell geht und gehen muss. Aber das Ausgabefach für das Geld ist so unglücklich angebracht, dass man beispielsweise mit Arthrose in den Händen schon Schwierigkeiten hat, die Scheine aus dem Automaten zu ziehen und wenn man nicht schnell genug ist, zieht der Automat das Geld wieder ein. Ich kann schon verstehen, dass gerade die älteren Bewohner der Margarethenhöhe die Pläne der Sparkasse mit großer Sorge entgegen genommen haben und dagegen protestieren. Automaten sind halt für ältere Menschen eine Barriere und keine Alternative. Hoffentlich überdenkt die Sparkasse Essen noch einmal ihre Pläne“, so Altenkamp.

Nach gut zwei Stunden legt sie den Anzug wieder ab. Ihr Fazit:“ Das war eine wirklich interessante Erfahrung. Ich sehe die älteren Menschen mit anderen Augen. Im Alltag wird auf die Einschränkungen, die sie haben, zu wenig Rücksicht genommen. Ich weiß jetzt: Alter ist nichts für Feiglinge.“