Porträt: Britta Altenkamp in Landtag Intern

Im Handbuch des Landtags steht sie an erster Stelle, in ihrer politischen Karriere hat sie den Sprung nach vorn ebenfalls geschafft: Britta Altenkamp, Abgeordnete aus Essen, ist mit 42 Jahren das jüngste Mitglied der "Girlgroup" aus dem westlichen Ruhrgebiet und Lippe, die mit Hannelore Kraft (Mülheim), Gisela Walsken (Duisburg) und Ute Schäfer (Lage) derzeit deutlich den Ton in der SPD-Fraktion angibt. "Als Ruhrgebietsfrauen gehen wir schon sehr direkt und ohne Scheu in die Auseinandersetzungen", räumt Altenkamp ein. Doch zeige sich auch allmählich, "dass man aus dieser Aufstellung gegenüber der stark männerorientierten CDU etwas machen kann", kommentiert die Sozial- und Finanzpolitikerin jene Konstellation, die zwei Jahre nach dem Machtverlust ihrer Partei allmählich Konturen gewinnt. Auch aus darüber hinaus gehenden Gedankenspielen macht die stellvertretende Partei- und Fraktionsvorsitzende keinen Hehl: "Ich rede da gar nicht drum herum: Das wichtigste politische Ziel für mich ist es, wieder in Regierungsverantwortung zu kommen." Was dann mit ihr persönlich passiere, sei nachrangig und werde sich nahezu zwangsläufig ergeben.
Langen Atem zu haben, das hat Britta Altenkamp schon als Jugendliche bewiesen, als sie zwar über Jahre mit der Sozialdemokratie sympathisierte, den Atom- und Nachrüstungskurs Helmut Schmidts Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre aber kompromisslos ablehnte. "Die Gewissheit, dass es so viele Atombomben auf der Welt gab, um sie 40 Mal und mehr zu zerstören, hat mir unglaubliche Zukunftsängste bereitet", erinnert sich Britta Altenkamp nur allzu gut an das seinerzeit nicht nur unter Jugendlichen sehr weit verbreitete Gefühl. Es war gleichzeitig die Geburtsstunde der Grünen, denen sich Altenkamp allerdings trotz ihrer Nähe in diesen Fragen zu keiner Zeit verbunden fühlte: "Da waren zu viele meiner Lehrer. Und wie die uns pädagogisieren wollten, das fand ich unerträglich", lautet ihre einleuchtende wie banale Begründung.
Nach dem Sturz Helmut Schmidts und der Abkehr der SPD von Atomkraft und Nachrüstung war der Weg frei für einen Parteieintritt, den Britta Altenkamp kurz nach dem Abitur 1984 vollzog. Bereits zwei Jahre später stand sie – inzwischen Studentin der Germanistik, Geschichte und Soziologie – als erste Frau überhaupt den Jusos in Essen vor, wurde in den Unterbezirksvorstand gewählt, wurde Mitglied der Bezirksvertretung und des Rates.
Und erlebte in anderthalb Jahrzehnten die Blüte und den hausgemachten, beispiellosen Niedergang ihrer Partei in der einstigen roten Ruhrgebietshochburg mit.
Der Höhepunkt dieser Entwicklung, das sensationelle Scheitern ihres politischen "Ziehvaters" Detlev Samland als SPD-Oberbürgermeisterkandidat von Essen 1999, bedeutete gleichzeitig die Hinwendung Altenkamps zur Landespolitik. 1999/2000 setzte sich die damals 35-Jährige im Wahlkampf gegen Freund und Feind durch und zog im Mai 2000 erstmals als Direktkandidatin ins Landesparlament ein.

Klare Sprache

Bewegte sich Altenkamp, die in ihrer knappen privaten Zeit gern – und am liebsten zusammen mit ihrem Mann – kocht, in der ersten Legislaturperiode zunächst weiter auf ihren klassischen Feldern Kinder-, Jugend-, Sozialund Migrationspolitik, so wollte sie sich 2005 auf jeden Fall mit der Haushalts- und Finanzpolitik einen bis dato unbekannten Bereich erobern. "Ein absoluter Glücksfall", wie sie heute bekennt.
Denn der Grund für ihren Wunsch hatte einen sehr konkreten Aufhänger: "Ich habe während der Diskussion um die Offene Ganztagsschule miterlebt, wie dringend notwendig es ist, den Blick darauf zu erhalten, was eigentlich finanziell machbar ist." Eine noch viel zu selten gewonnene Erkenntnis, die Britta Altenkamp auch schon als Oppositionspolitikerin verinnerlicht hat: "Man muss von vorneherein den Gleichschritt zwischen politischer Willensbekundung und ihrer Finanzierbarkeit anstreben. Sonst wirft man mit dem Hintern wieder um, was man vorne vorsichtig aufgebaut hat." Klare Botschaft, klare Sprache. Mehr kann man von Politik nicht verlangen.

Autor: Michael Fritsch für Landtag Intern 6/2007